18 ultimative Tipps für eine bessere Kommunikation mit Kleinkindern - weltfremd.net (2024)

Ich lade dich herzlich ein, diese Gedanken zu teilen.

Kennst du diese Tage? Gebrüll, Ungehorsam, Konflikte, Spannungen, Vorwürfe: Das Klima in der Familie stinkt zum Himmel. Irgendwie fühlen sich heute alle unwohl, sind überfordert, empfindlich oder genervt.

Dein Kind quengelt, tut ausschließlich, was es nicht soll, du wirst laut und abwertend, fühlst dich zwischendurch als schlechte Mutter, dann kommt auch noch ein Streit mit dem Partner dazu und das emotionale Chaos ist perfekt. Familie Unausstehlich lädt heute mal wieder nicht zum Tee.

Wie du weißt: Perfektionismus ist in Familiendingen fehl am Platz. Zu erwarten, dass es 24/7 rundum nach dem Motto Friede, Freude, Schokokuchen läuft, ist naiv und erzeugt neuen Druck und Minderwertigkeitsgefühle, wenn mal ein Mieselaunetag oder ein Nörgelstreitabend vorkommen. Wo Licht ist, gibt’s auch Schatten. Und die Aussicht vom höchsten Gipfel ist nicht halb so schön ohne den vorher anstrengenden Aufstieg.

Beziehung stärken ist das A und O

Aber grundsätzlich gibt es einige Strategien, mit denen du das Zusammenleben mit einem Kleinkind durchschnittlich entspannen und verschönern kannst. Am wichtigsten ist dabei deine innere Haltung: Wenn du deinem Kind Liebevolle elterliche Führung * (Mathias Völchert) angedeihen lässt und ihm mit Gleichwürdigkeit* (Jesper Juul) bzw. auf Augenhöhe (Ellen Girod) gegenübertrittst, verabschiedest du dich automatisch von überzogenen Ansprüchen an dich und dein Kind. Perfektionismus, Erziehungs- und Bildungsdruck rücken nach hinten und die starke Bindung zu deinem Kind tritt in den Vordergrund.

Denk zurück an dein letztes freies Wochenende oder den jüngsten Urlaub – da haben Entspannung, Lachen und dann und wann ein Schulterzucken dafür gesorgt, dass das Zähneputzen, Anziehen und Essen besser geklappt haben als im hektischen Alltag, stimmt’s? Der Abschied von Termindruck und allzu hohen Ansprüchen kann dein Leben für dich und dein Kind sofort erleichtern. Aber häufig macht dir dabei natürlich auch die Realität einen Strich durch die Rechnung: Der Bus wartet nicht, verschiedene Termine müssen sein und bestimmte Erziehungsziele willst du unbedingt einhalten. Klar.

Abgesehen von deiner inneren Haltung kannst du auch mit Sprache große Effekte erzielen. Wie wir sprechen, welche Worte wir wählen, formt unser Bewusstsein – und auch das unseres Gegenübers. Das soll nicht heißen, dass du dir fortan jedes Wörtchen gut überlegen musst, mit dem du deinem Kind gegenübertrittst. (Druck lass nach!) Es ist nur manchmal hilfreich zu reflektieren, wie Kinder auf deine Kommunikation reagieren und achtsam wahrzunehmen, was sie bei ihnen auslöst. Eine kleine Änderung in Gesprächen mit Kindern kann nachhaltig die Beziehung verbessern oder beschädigen – je nachdem.

Kommunikationsprobleme belasten Familien

Die Gehirne von Kleinkindern funktionieren ganz anders als unsere erwachsenen. Das ist der Ursprung vieler Kommunikationsprobleme zwischen dir und deinem Kind. Ein Satz, den ein erwachsenes Gegenüber wie beabsichtigt verstehen würde, kommt bei einem Dreijährigen unter Umständen völlig anders an. Zu verstehen, wie Kinder Sprache empfangen und verarbeiten, erleichtert es, kindgerecht zu kommunizieren, ohne an Authentizität einzubüßen oder sich verstellen zu müssen.

Hier kommen 18 Tipps für eine bessere Kommunikation

Mit der folgenden Liste verrate ich dir 18 unschlagbare Tipps, um Konflikte zu vermeiden und die Atmosphäre in deiner Familie nachhaltig zu verbessern:

1. Kleine Kinder verstehen das Wort NICHT nicht.

So trivial, wie Kleinkinder sprechen, erfassen sie auch deine Sprache. Das Gehirn saugt das Wesentliche auf und streicht alle Füllwörter, die das Verständnis belasten. Aus dem komplexen Satz: „Ich möchte nicht, dass du den Mülleimer umwirfst.“ wird im kleinen Gehirn: „Mülleimer umwerfen“. Dein Kind ist also nicht ungehorsam. Es versteht nur etwas anderes, als du gemeint hast.

Auch Erwachsene können mit Negierungen nicht richtig umgehen. Pass auf: Denk jetzt bitte bloß NICHT an ein Schokoladeneis! Merkst du was? So läuft das. Gehirne mögen positive Sprache. Das ist nicht immer leicht, aber mit ein paar Wochen Übung, geht es ganz leicht von den Lippen.

„Lass das stehen!“ statt „Nimm das nicht weg!“

„Etwas leiser!“ statt „Nicht so laut!“

„Bleib auf dem Boden!“ statt „Nicht hochklettern!“

Positive Sprache ist auch für dein Gehirn gut. Sage dir „Ich bin eine gute Mutter“ statt „Ich bin keine schlechte Mutter“ – deinem Unterbewusstsein ist dein Verstand egal. Es verarbeitet und verinnerlicht nur positive Ausdrücke. Alles, was wir sehen und hören, hinterlässt eine Spur im Unterbewusstsein und prägt damit wiederum das Bewusstsein und die Handlungen.

Einem Kind zu sagen: „Hab keine Angst, ich geh nicht weg!“ kann es erst auf blöde Ideen bringen … „Angst? Wegehen! Was? Hilfe!“ Stattdessen funktioniert: „Ich bin bei dir, du bist sicher.“

2. Stelle keine Frage, wenn ein Nein für dich keine Option ist bzw. du etwas unbedingt willst.

Wenn du dein Kind fragst: „Na, ziehen wir uns jetzt an und gehen?“, erwartest du unbewusst, dass es vernünftig einsieht, dass es jetzt losgeht. Das ist unfair aus zwei Gründen:

Erstens schiebst du deinem Kind die Verantwortung für deine Laune und das weitere Handeln zu. Wenn es nämlich nicht mitspielt, bist du beleidigt, genervt und fängst an zu verhandeln. Du kennst den Beispieldialog sicher:

„Darf unser Gast heute auch einen Keks haben?“ [Fiese Fangfrage.]

„Nein.“ [Ehrliche, gerechtfertigte Antwort.]

„Ach, komm, das ist aber ungerecht von dir. Wir wollen doch gute Gastgeber sein, hm?“ [Verhandeln, an „erwachsene“ Vernunft appellieren, gerechtfertigte Entscheidung des Kindes nicht ernst nehmen.]

Es folgen: Drama und schlechte Stimmung.

Zweitens machst du mündlich ein Versprechen, das du nicht einhältst: Du lässt dem Kind angeblich die Entscheidung offen, obwohl du selbst längst die Entscheidung gefällt hast. Klar ist: Du hast die Verantwortung und du triffst die Entscheidung. Bleib freundlich und steh dazu.

„In zwei Minuten brechen wir auf. Dann ziehst du dich bitte an und wir gehen los. Ich hab schon deine Jacke hier.“ Wenn das Kind sich dann querstellt? Sicher, das kommt vor. Es ist ein autonomes menschliches Wesen. Aber probiere es aus und du wirst sehen: Viel häufiger folgt dein Kind, und zudem erspart ihr euch Diskussionen, die beide belasten.

„Mach bitte die Tür auf!“ statt „Machst du bitte die Tür auf?“

„Alle Kinder dürfen aufs Trampolin.“ statt „Darf Jonas auch mit aufs Trampolin?“

„Gib deinem Bruder bitte etwas ab.“ statt „Gibst du deinem Bruder etwas ab?“

3. Kommuniziere persönlich. Zeige dich. Verstecke dich nicht hinter Floskeln.

Dein Kind will dich kennenlernen. Es beobachtet dich dauernd. Es will wissen, wie du dein Leben führst, wie du mit Problemen umgehst, was dich ausmacht. Es will von dir lernen. Also tu deinem Kind den Gefallen und zeige dich authentisch und mutig.

In der dritten Person zu sprechen – das schafft Distanz. „Ich“ und „du“ zu benutzen, schafft Brücken.

„Ich will/ kann/ werde (nicht)!“ statt „Mama mag nicht.“/ „Das gehört sich nicht.“/ „Das macht man nicht.“

Du kannst sagen: „Die Mama weiß auch nicht, wo der Schnuller hin ist. Bestimmt hat ihn die Schnullerfee abgeholt. Du bist jetzt groß! Schau, der Zahnarzt hat eh gemeint, es wäre besser so.“ Das schafft Distanz. Es schiebt die Verantwortung anderen, höheren Mächten zu.

Klar, es erfordert Mut, ehrlich zuzugeben, dass es dir peinlich ist, wenn dein Kind noch einen Schnuller in der Öffentlichkeit benutzt. Das ist aber deine Sache und auch ok! Zu deinen eigenen Beweggründen zu stehen und die Verantwortung zu übernehmen, zeigt Stärke und kräftigt die Beziehung: „Ich weiß, du vermisst deinen Schnuller, aber ich habe diese Entscheidung getroffen und wir stehen das gemeinsam durch. Ich will das so. Aber ich bin bei dir. Lass deine Wut raus.“

Mehr dazu, wie du Wutanfälle und Weinkrämpfe deines Kindes sicher begleiten kannst, erfährst du in diesem Artikel: Wie reagiere ich richtig auf große Gefühle meines Kindes?

4. Kommuniziere nicht aus einer Rolle heraus

Erzieher, Mami, Lehrer, Besserwisser, Chef etc. Sprichst du mit deinem Kind mit einer anderen Stimme als mit deinen Freunden, deinem Partner, deinem Vorgesetzten? Warum? Dein Kind registriert das und fühlt sich nicht ernst genommen. Du bist du. Steh dazu und benutze deine Stimme. Dein Kind ist nicht dumm. Selbst dein Baby ist nicht eingeschränkt – es will wie gesagt dich kennenlernen und von dir lernen. Es will keine Schaufensterpuppe.

Extra in überdeutlicher Schriftsprache reden? Igitt. Du bist nicht sein Deutschlehrer. Du bist ganz automatisch voll qualifizierter Übermittler der Muttersprache. Du brauchst dich nicht extra anzustrengen. Außerdem hatten Kinder schon immer schlechte Ohren – sie hören nie auf das, was Eltern sagen. Sie machen stattdessen langfristig alles nach, was ihre Eltern tun. 😉 Also steck dir den Erklärbären, die Erzieherin, den Oberlehrer sonstwohin und sei ganz du selbst. Das ist immer gut genug. Du bist und bleibst der Star für dein Kind.

5. Weg mit der Kleinkindsprache

Ähnlich verhält es sich mit absichtlich vereinfachter, verarmter Kindersprache. Wenn du bewusst kurze Sätze benutzt, ständig winkewinke statt verabschieden sagst, behindert das dein Kind in der Sprachentwicklung. Das lässt es sich dumm fühlen und schluckt große Teile der ehrlichen, authentischen Botschaft.

Nimm dein Kind ernst und benutze deine Worte! Der Inhalt wird ankommen. Auch bei einem Baby. Will dein Kind etwas genauer wissen – du kennst ja das ewige Warum. Das findet sich. Ganz sicher.

Mamam? Nein, essen. Aua? Nein, eine Wunde. Jonas traurig? Nein, Mensch, Jonas, du siehst aber traurig aus?

Ehrliche, normale Sprache zu hören, lässt die Sprachentwicklung explodieren und versichert deinem Kind: Du bist mir genauso viel wert (nein, mehr) und ich halte dich für genauso zurechnungsfähig wie andere Leute, mit denen ich spreche.

18 ultimative Tipps für eine bessere Kommunikation mit Kleinkindern - weltfremd.net (1)

6. „Das kann mal passieren“

Ein hübscher kleiner Helfer für Kinder und Eltern ist der Satz „Das kann mal passieren.“ Er nimmt Druck und Spannungen, wenn Missgeschicke passieren. Er erinnert dich daran, dass wirklich nur ein kleines Malheur geschehen ist – auch wenn es dich eigentlich zum Platzen bringen möchte, dass unter Zeitdruck auch noch der Saftbecher umgekippt ist.

Er signalisiert: Das war zwar blöd, aber ich weiß, du hast es nicht mit Absicht gemacht – sehen wir zu, dass es nicht wieder vorkommt. Und gut. Außerdem gilt der Spruch auch dir selbst: Wenn du mal laut geworden bist. So what. Das kann mal passieren. Weiter geht’s. Besser. ♥

7. Bestätigen/ Wertschätzen/ Verständnis zeigen

Kleine Kinder vertragen keine Kritik. (Siehe Vera Birkenbihl, Gerald Hüther, Jesper Juul etc.)

(Mehr dazu? Gibt’s im Artikel zu bedingungsloser Liebe.)

Aber sie brauchen in herausfordernden Situationen, nach Streitereien hilfreiches Feedback. Bevor du mit deinem berechtigten Aber kommst, kann ein authentisches Wertschätzen das ganze Gespräch zu einem fruchtbaren Dialog aufwerten, anstatt in eine hässliche Diskussion auszuarten.

Hat dein Kind was ausgefressen? War vorlaut? Hat gehauen? Du musst ihm einen Wunsch ausschlagen und nein sagen? Versetz dich kurz in seine Lage und signalisiere, dass dir klar ist, dass ihr alle nur Menschen seid.

„Ja, das verstehe ich.“/ „Klar, das sehe ich ein.“/ „Die Idee ist ja grundsätzlich gut.“/ „Mir ging es früher auch so.“/ „Ich hatte mal ein ähnliches Problem.“ ABER „… das tut dem Max weh.“/ „… Ich will das Geld nicht ausgeben.“/ „… so laut zu sein, stört die anderen Gäste.“

Damit fühlt sich dein Kind ein- statt ausgeschlossen, verstanden und akzeptiert. Das ist eine super Basis zum Kooperieren. Try it.

8. Keine Leugnung von Gefühlen

Wer einen psychisch gesunden Erwachsenen aus seinem Kind heranwachsen sehen will, sollte sich davor hüten, Gefühle zu negieren. Gefühle sind, wie sie sind. Sie sind da. Sie sind berechtigt. Sie sind weder gut noch schlecht.

Gefühle regulieren lernen ist ein natürlicher Prozess im Laufe einer ganzen Kindheit. Gefühle zu unterdrücken, um zu gehorchen, möglichst wenig Aufwand und Ärger zu machen, einen guten Eindruck zu hinterlassen – das ist schädlich! Sehr. Schädlich. Für die psychosoziale Entwicklung. Es leitet den Stress nach innen, anstatt ihn im Außen zu verarbeiten.

Dein Kind hat Angst? Hat es. Ob du die Monster siehst oder nicht. Für dein Kind sind sie da. Dein Kind ist hingefallen? Es ist etwas passiert! Es hat sich, wenn auch nicht wehgetan, doch sehr erschrocken. Dein Kind nörgelt und quengelt? Auch wenn es sein Problem nicht besser kommunizieren kann – es fühlt sich aus einem bestimmten Grund unwohl.

Dein Kind ernst nehmen und respektieren, heißt, es im Ganzen anzunehmen und alle Gefühle willkommen zu heißen. Auch wenn das in manchen Situationen eine arge Herausforderung sein mag.

Statt „Da ist doch nichts passiert!“ lieber: „Oje, hast du dich erschrocken? Tut etwas weh?“

Statt „Es gibt keine Gespenster!“ lieber: „Wie sehen die aus, diese Ungeheuer? Sollen wir ein Rezept für ein Monsterabwehrspray googeln?“

Statt „Hab doch keine Angst!“ lieber: „Ich verstehe, dass das für dich schwer ist. Ich helfe dir.“

Statt „Nicht weinen!“ (der Turbokiller der psychischen Gesundheit!) lieber: „Ich bin bei dir, lass alles raus.“

Ausführlich zu diesem Thema: Wie gehe ich mit großen Gefühlen meines Kindes richtig um?

9. Bei emotionaler Überforderung kommen Worte nicht an

Kleinkinder haben während eines Wutanfalls keinen Zugriff auf ihren präfrontalen Kortex, also das Ding im Hirn, in dem die Vernunft und das kognitive Verständnis sitzen. Deine schlauen Argumente kommen nicht an, weil der dafür wichtigste Hirnteil blockiert ist.

Spar dir also die Spucke und biete stattdessen nonverbale Sprache an: eine Umarmung zum Beispiel. Bleibe ansonsten zugewandt und präsent. So lernt dein Kind, dass seine Gefühle akzeptiert werden.

Atme ruhig ein und aus, der Sturm wird bald vorüber sein. (Tiefes, ruhiges Atmen beruhigt übrigens nicht nur dich, sondern nachgewiesenermaßen auch dein Kind schneller – es geht in der Umarmung mit dir in Resonanz und saugt förmlich die Ruhe ein. So verinnerlicht es die Beruhigung mit der Zeit und wird lernen, sich selbst runterzufahren.)

Zum Umgang mit Wut und Aggression gibt’s hier noch einen ausführlichen Artikel: Aggression bei Kindern.

10. Sag liebevoll nein

Wenn du dich für ein Nein entschieden hast, ist das ok, gut, gesund, absolut unschädlich, manchmal nötig. Du brauchst das nicht immer erklären. Dein Nein braucht auch nicht besonders fies zu klingen und auszusehen. Ein freundliches Nein hat dieselbe Wirkung.

Dein Kind braucht auch stattdessen keine Ersatzbefriedigung. Das kann sogar schaden. Nein heißt nein, Wut und Frust darüber sind ok. Das war’s.

Statt: „Ich kann dir jetzt leider kein Eis kaufen, weil das schlecht für die Zähne ist, wenn du so viel Süßes isst. Versteh das doch. Wenn du noch Hunger hast, kannst du stattdessen XY haben. Oder soll ich dir zur Ablenkung ein Video einschalten?“ lieber „Nein, ich kaufe dir leider kein Eis.“ Frust wertfrei aushalten. Ende.

11. Sag ja

Mit einem wilden Einjährigen bei Großtante Gitti zu Besuch zu sein, wo an jeder Ecke zerbrechliche Vasen und glitzernde Porzellanfiguren stehen, macht keinen Spaß. Nein, hier nicht, nein, dort nicht, nein, nein, Stopp, halt, nein!

Ständiges Nein und andauerndes Ermahnen erzeugen im Menschen Stress. Kinder machen in solchen Fällen gerne komplett zu, flüchten in „mentale Einzelhaft“ (vgl. Schmidt: Erziehen ohne Schimpfen*, S. 76) und hören dann überhaupt nicht mehr zu. Sie werden frech und kooperieren nicht mehr und/ oder entwickeln ein gestörtes Selbstwertgefühl.

Ständig auf Nein zu bestehen, führt zu vielen Machtkämpfen. Machtkämpfe sind allerdings destruktive Konflikte, die eurer Beziehung schaden und die psychosoziale Entwicklung deines Kindes negativ beeinträchtigen. Mehr zu Machtkämpfen liest du in diesem Artikel.

Zumindest zu Hause eine Ja-Umgebung zu schaffen, macht das Leben für die ganze Familie leichter. Anstatt auf ausreichend „Grenzen“ rumzuhacken, tut’s oft auch einfach eine Kindersicherung. Nein, dein Kind wird deshalb nicht zu einem rücksichtslosen Unhold heranwachsen. Es kann einfach nur in Frieden Kleinkind sein. Mehr zu den abstrusen Befürchtungen aus der schwarzen Pädagogik und ihren Ursprüngen gibt es hier zu lesen: Hitler im Herzen oder im Buch Liebe und Eigenständigkeit* (Kohn).

12. Keine diskriminierenden Begründungen

Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Behinderungen etc. haben in Begründungen nichts verloren. Rede dich nicht mit „das ist nur für Mädchen raus“ oder mit „dafür bist du schon zu groß“, wenn eigentlich DU ein Problem mit rosa Hosen und Kleinkindspielzeug hast.

Phrasen wie „Warum tust du das? Du bist doch kein Baby mehr?“ werten das Kind auf zynische Weise herab. Auf Dauer kratzt das an seinem Selbstwert und führt indirekt zu Aggressionen und Konflikten.

13. Diskutiere nicht, sondern ermögliche Erfahrung

Frieren fördert Selbstorganisation!

Bitte was?

Wenn dein Kind das nächste mal barfuß hinaus in den Herbststurm möchte, dann diskutier nicht herum, sondern pack einfach Socken und Schuhe ein. Die selbst erlernte Lektion wirkt schneller und nachhaltiger als jahrelange Streitgespräche und Zwang.

Gilt natürlich ebenso für nass werden, sich weh tun, sich mal blamieren: Eine eigene Erfahrung kostet dein Kind und dich im ersten Moment vielleicht mehr Überwindung oder Mühe. Sie tut vielleicht auch mal weh. Aber sie zahlt sich langfristig schneller aus, als kleine Kinder Gummibärchen vernichten können. Wenn nicht jemandes Leben davon abhängt, dann beiß dir öfter mal auf die Zunge und lass das Leben laufen. Das fördert das kindliche Selbstvertrauen, stärkt durch weniger Kritisieren und Meckern eure Bindung und erstickt viele Konflikte noch im Keim.

14. Mit Blicken sprechen

Auch mit Blicken kommunizierst du. Deshalb: Schau dein Kind an! Nichts ist wertvoller, fördert das Zuhören, die gute Beziehung und das Kooperieren so sehr wie Eltern, die ihr Kind aufrichtig interessiert und in Ruhe anschauen.

Ein liebevoller Blickkontakt ist wie eine Kuscheleinheit. Er zeigt Wertschätzung, Vertrauen und dein Kind fühlt sich ernst genommen. Aber Achtung: Blicke funktionieren nicht nur positiv, sondern auch als Strafe und Drohung. Auch mit Blicken zu drohen – ist und bleibt eine Drohung. Weshalb ich von Drohen und Strafen abrate, kannst du hier nachlesen: Bedingungslose Liebe.

15. Zaubersprüche benutzen

Immer mal wieder kleine Zaubersprüche zu benutzen, stärkt die Beziehung: „Das verstehe/ kenne ich.“/ „Was ist deine Meinung?“/ „Ja, das würde mich auch nerven.“

Sie signalisieren außerdem Wertschätzung, ohne zu bewerten (und ohne zu loben): „Ich sehe/ höre dich.“/ „Das hab ich gemerkt.“/ „Ja, das ist mir aufgefallen.“

16. Spiegeln

Die Gefühle deines Kindes zu spiegeln, sie zu benennen, lehrt dein Kind gute Kommunikation.

Was heißt das? Wenn dein Kind einen Wutanfall hat, weil es den Fernseher ausschalten muss, dann musst du nicht das Gesicht verziehen und mitheulen, um es zu spiegeln.

Wenn du aber sagst: „Du bist wütend auf mich und traurig, dass das Video aus ist.“, hast du ihm sich selbst erklärt. Damit lernt das Kind, wie seine Gefühle heißen und kann sie früher selbst mit Worten ausdrücken, anstatt auszurasten.

Über die überraschend reflektierten Ankündigungen eines Dreijährigen kannst du dann nur staunen: „Mama, ich werde gleich richtig wütend, mich ärgert das!“ Ausführlichere Tipps gibt es hier: Richtiger Umgang mit den Gefühlen deines Kindes.

17. Benutze selber bitte, danke und es tut mir leid

Ein Kind, das regelmäßig aufgefordert wird, das „Zauberwort“ zu sagen, sich zu bedanken, sich zu entschuldigen, hat Eltern, die Wert auf gute Manieren legen. An sich löblich.

Blöd nur, dass nachgewiesener Maßen die Hilfsbereitschaft sinkt, wenn wir sie bei Kindern erzwingen. Ein Kind lernt durch diese Aufforderungen, etwas zu äußern, was es gar nicht so meint. Man könnte drastisch sagen: zu lügen. Spätestens in der Pubertät kann ein Kind das dann auch fabelhaft gegen die eigenen Eltern richten. Gelernt ist gelernt.

Stattdessen ein gutes Vorbild zu sein, genügt, um deinem Kind beizubringen, wie faires und freundliches zwischenmenschliches Zusammensein funktioniert. Wenn dein Kind dir urplötzlich zum ersten Mal von Herzen „Es tut mir leid!“ oder „DANKE, ich freu mich so!“ entgegenbringt, wird dich diese ehrliche Emotion umhauen.

„Erziehung ist nur Beispiel und Liebe. Sonst nichts.“ Indisches Sprichwort.

18. Sei ehrlich

Das Vertrauen deines Kindes zu gewinnen (oder nicht zu verlieren), ist ein großes Geschenk und eine absolut sinnvolle Investition in die Zukunft. (Ich sage nur: Pubertät!)

Beispiel: Du willst den Spielplatz verlassen, weil dir kalt und langweilig ist? Das ist okay! Diese Wahrheit kannst du deinem Kind gerne zumuten. Es wird langfristig garantiert positiv darauf reagieren.

Du brauchst Bedenkzeit und bist überfordert? Auch das kannst du jedem noch so kleinen Kind zumuten: „Lass mich fünf Minuten nachdenken, bevor ich dir antworte.“/ „Ich weiß nicht, wie wir dieses Problem lösen sollen. Das ist auch für mich schwer.“

Gleiches gilt für schwierige Wahrheiten. Dein Kind leidet möglicherweise unter einer unterschwelligen, nicht ausgesprochenen Bedrohung, nicht aber unter deiner respektvollen Ehrlichkeit. Lies mehr dazu in Philippa Perrys Buch, von dem du wünschst, deine Eltern hätten es gelesen.*

Bist du neugierig durch diese Inspirationen geworden? Dann probier sie doch aus. Ich wünsche dir, dass sie das Leben mit deinem Kleinkind verschönern und die Beziehung zwischen euch stärken. ♥

Kommunikative Grüße

Anne

PS: Wenn du auch andere wunderbare Eltern inspirieren willst, dann teile diese Ideen und mach die Welt damit ein kleines bisschen kleinkindfreundlicher. 🙂

Literatur:

Völchert, Mathias: Liebevolle elterliche Führung.*

Schmidt, Nicola: Erziehen ohne Schimpfen. Alltagsstrategien für ein artgerechtes Familienleben.*

Graf, Danielle/ Seide, Katja: Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Der entspannte Weg durch Trotzphasen*

Perry, Philippa: Das Buch, von dem du wünschst, deine Eltern hätten es gelesen (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es gelesen hast)*

Juul, Jesper: Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen.*

Kohn, Alfie: Liebe und Eigenständigkeit. Die Kunst bedingungsloser Elternschaft jenseits von Belohnung und Bestrafung.*

Ich lade dich herzlich ein, diese Gedanken zu teilen.

18 ultimative Tipps für eine bessere Kommunikation mit Kleinkindern - weltfremd.net (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Msgr. Refugio Daniel

Last Updated:

Views: 6633

Rating: 4.3 / 5 (54 voted)

Reviews: 93% of readers found this page helpful

Author information

Name: Msgr. Refugio Daniel

Birthday: 1999-09-15

Address: 8416 Beatty Center, Derekfort, VA 72092-0500

Phone: +6838967160603

Job: Mining Executive

Hobby: Woodworking, Knitting, Fishing, Coffee roasting, Kayaking, Horseback riding, Kite flying

Introduction: My name is Msgr. Refugio Daniel, I am a fine, precious, encouraging, calm, glamorous, vivacious, friendly person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.